Das Gefühl
Irgendwo war es ihr abhandengekommen.
Sie hatte es verloren im Getriebe der Zeit.
Als sie es bemerkte, suchte sie es.
Dekorierte, backte Plätzchen,
entzündete Hunderte von Kerzen.
Vergebens, es ließ sich nicht blicken.
Sie hatte es verloren im Getriebe der Zeit.
Fand sich wieder, in diesem Laden.
trat beherzt in das Hell,
heraus aus dem Getümmel der Straße.
Leute drängten, schoben, beladen mit Tüten,
an Schaufenstern vorbei, durch kalte Abendluft.
Ihre Taschen waren gefüllt.
Sie hatte alles erledigt, alles erstanden,
war müde, wollte nach Haus.
Ein Blick durch den Laden,
Kleider, Bücher, Spielzeug, Kugeln, Lichterwerk.
Dies und das.
Der Ohrensessel in der Ecke flüsterte:
Setz Dich, ruh dich aus.
Setz Dich.
Der Laden war fast leer.
Verkäuferinnen freundlich nickend,
Engelsgesichter aus dem Off.
Da sank sie nieder in weiche Kissen,
schloss die Augen für den Moment.
Es roch nach Tannengrün, Orange, ein wenig Zimt,
Musik schlängelte sich leise in ihr Ohr.
Beinah hätte sie den Schrei getan,
verwundert, fast erschrocken, übermannt.
Mittendrin in ihrem Bauch,
kribbelnd, schmeichelnd, wohlbekannt,
Gefühl aus Kindertagen,
es hatte sie gefunden im Getriebe der Zeit.
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