Eigentlich sollte ich im Bett bleiben!
Die besten Ideen habe ich morgens im Bett, so zwischen fünf und sechs Uhr. Da gleiten meine Gedanken so ganz langsam in das Hier und Jetzt – gerade Geträumtes ist noch zum Greifen nah. Was war das für ein Traum? Trotz aller Bemühungen meines Hirns finde ich nicht mehr in das Geschehnis zurück. Dabei fühlte sich der Traum so wohlig und sanft an, war so herrlich absurd.
Ich drehe mich noch einmal um, blinzele zum Wecker hinüber – es ist noch ein Stündchen Zeit für Gedankenspiele, Überlegungen, wie die Nacht war und was der Tag bringen wird. Neben mir höre ich die ruhigen Atemzüge meines Mannes, sie wiegen mich in einen – in meinen – kreativen Halbschlaf. Unter dem Schutz des Plumeaus, eingelullt in Wärme, gehen meine Gedanken spazieren. Ich ersinne Romanfiguren, texte Gedichte, bin für den Moment die Königin der Welt, ich verstricke mich in den wildesten Formulierungen. Meine Gedanken sind frei!
Fast alle meine Texte haben ihren Ursprung unter meiner Bettdecke. Meine Ideen nehme ich mit ins Bad, sie sitzen mit am Frühstückstisch, eingenistet in der kleinen Kuriositätenecke meines Gehirns. Wenn sie meine Alltäglichkeiten überleben, schreibe ich sie in meine schwarze Kladde. Dort geraten sie ein paar Tage oder Wochen in Vergessenheit, bis ich sie mir wieder vornehme. Und dann kann es sein, dass daraus wirklich eine Geschichte oder ein Gedicht wird. So ist das bei mir.
Jeder hat so seine Strategie.
Manchen Menschen kommen die besten Ideen unter der Dusche oder wenn sie mit dem Hund spazieren gehen. „Am kreativsten bin ich, wenn ich bügele.“ Das ist ein Zitat von George Balanchine, dem russischen Choreografen, der seine Wäsche gerne selber wusch. In dem gleichnamigen Buch von Mason Currey und Arno Frank, erschienen im Verlag Kein & Aber, findet man 88 Alltagsstrategien von Schriftstellern, Malern, Philosophen, Tänzern und anderen kreativen Berühmtheiten. Der eine braucht zur Kreativität einen festen Tagesablauf, der andere das Landleben und ein lebendiges Durcheinander. Cornelia Funke schreibt die erste Fassung eines Buches mit der Hand und ich kann das gut nachvollziehen: Wenn mir so absolut nichts einfallen möchte, dann greife auch ich zu Stift und Papier. Das funktioniert immer.
Das Buch „Am kreativsten bin ich, wenn ich bügele.“ empfehle ich wärmstens – es ist abwechslungsreich geschrieben und rasch gelesen. Dass Stars auch nur Menschen sind, weiß der Leser spätestens nach knapp 250 unterhaltsamen Seiten.
Und wie ist es bei Dir oder bei Ihnen? Schreibt mir doch einen Kommentar und erzählt mir, wann Ihr kreativ werdet und was es dazu braucht.
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1 Kommentar zu „Eigentlich sollte ich im Bett bleiben!“
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Weitere Beiträge:
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Ich bekomme kreative Ideen und (meistens) gute Problemlösungen häufig beim Joggen, allerdings erst nach einigen km und auch nur wenn ich Ruhe um mich herum habe. Die Herausforderung ist dann, den / die Geistesblitze bis nach Laufen, Duschen, Essen usw. zu konservieren, so dass ich sie aufschreiben kann. Die eine oder andere gute (? ) Idee geht daher verloren…