ozsht
  • Gepostet am 20. Mai 2019

Sommerliebe

Jedes Jahr nehme ich mir vor,

Dich im Mai schon in Ketten zu legen.

Denn ist es August, dann ist es zu spät,

traurig,

wieder ein Sommer, der einfach vergeht,

und wer weiß, wie viele es davon noch gibt.

 

Beginnt der Sommer, muss ich wachsam sein,

wie ein D-Zug rauschst Du vorbei,

was bleibt, sind welke Blätter in Träumen,

und diese Angst, Dich vielleicht zu versäumen,

Hasse Dich und lieb Dich so sehr.

Ich muss es schaffen, viele Sommer kommen nicht mehr.

 

Tarnst Dich als Frühling, es ist doch erst Mai,

scheuchst die Natur durch die Wochen,

Buschwindröschen, Hyazinthe, längst schon vorbei,

es soll sprießen, treiben, überschäumen,

bei Zeiten verdorren, wie die Blätter der Narzissen,

die schon gelb und müde den braunen Boden säumen.

 

Mit Dir zu ringen, ist kein einfaches Ding,

Du kennst die Tricks,

machst mich glauben, ich hätte noch die Zeit,

für einen Spaziergang in den Feldern,

Sonnenstrahlen durch Blätterdächer in kühlen Wäldern,

Füße in kalten Bächen und warmer Sand,

einen Sonnenuntergang an einem fernen Strand.

 

Habe ich die Zeit für Sommergefühle,

dann fühlst Du nicht mit,

schickst trübe, beklemmende Schwüle,

es quält mich jeder Schritt,

und plötzlich ist ein Gewitterregen

wie ein wahrer, erlösender Segen.

 

Jedes Jahr nehme ich mir vor,

Dich im Mai schon in Ketten zu legen.

Denn ist es August, dann ist es zu spät,

traurig,

wieder ein Sommer, der einfach vergeht,

und wer weiß, wie viele es davon noch gibt.

 

Juli,

nicht alle, doch viele,

haben ihre Pflicht längst getan,

gewachsen, geblüht, befruchtet und aus,

jetzt heißt es warten,

im nächsten Jahr sehen wir uns wieder,

vielleicht,

im Garten hinter dem Haus.

 

Auf Dich Sommer ist kein Verlass,

ich fühl mich verraten und manchmal verkauft,

Denn Du machst was Du willst,

und wenn Du mit mir spielst,

such ich den Sommer aus Kindertagen,

früher war der Sommer besser, hör ich mich sagen.

 

Öffne ich den Sonnenschirm, dann schickst Du mir Regen,

doch gehe ich ohne Hut aus dem Haus,

sehe ich am Abend wie Abendrot aus,

lade ich Dich ein, zu einer Party im Garten,

sagst Du erst zu, doch wer nicht kommt, das bist Du.

 

Ich kämpfe mit Dir, doch Du tust erstaunt,

warum streitest Du mit mir?

Könnte der Sommer reden,

wahrscheinlich würde er mich das fragen,

und was genau soll ich ihm sagen?

 

Jedes Jahr nehme ich mir vor,

Dich im Mai schon in Ketten zu legen.

Denn ist es August, dann ist es zu spät,

traurig,

wieder ein Sommer, der einfach vergeht,

und wer weiß, wie viele es davon noch gibt.

 

Anfang August gerat ich langsam in Panik,

es bleibt nicht mehr viel Zeit,

schnell doch noch den Sommer genießen,

anstatt im Liegestuhl zu ruhen,

schlepp ich Kannen, so vieles ist zu gießen.

Und Du, Sommer, treibst die Natur vor Dir her,

treibst auch mich, doch ich komm nicht hinterher.

 

Du sagst, bleib mal ganz locker,

hol dir ein Glas Wein, lass Unkraut Unkraut sein.

Und ich? Ich tue es, den Versuch ist es wert.

Ich ahne was kommt, Du ewig alter Charmeur.

 

Legst Dich träge zu meinen Füßen nieder,

schaust mich an mit Sommer-Hundeblick,

tausend Grillen singen für mich Lieder,

lullst mich ein mit all den süßen Düften,

webst mir ein Schloss in den Lüften,

Du bist der Sommer und ich bin, was ich bin

Für diesen Moment Deine Königin.

 

Dann löschst Du langsam das Licht,

und kurz bevor die Sonne ganz untergeht,

leuchten die Rosen mit letzter Kraft den Sternen entgegen.

Du wiegst mich sanft, ich schlafe ein,

beseelt von Deinem Wiegenlied oder etwa betrunken vom Wein?

 

Morgen bist Du wieder der Alte, Sommer,

launisch wie eine Diva, nicht kalkulierbar

ich weiß, diese Liebe ist nur für den Moment,

jetzt heißt es hoffen und warten,

sehen wir uns wieder?

Hinter dem Haus, bei den Rosen, ganz hinten im Garten.

Du wirst wohl da sein, und ich?

Es ist ein ganzes Jahr und ich weiß es noch nicht.

 

Jedes Jahr nehme ich mir vor,

Dich im Mai schon in Ketten zu legen.

Denn ist es August, dann ist es zu spät,

traurig,

wieder ein Sommer der einfach vergeht,

und wer weiß, wie viele es davon noch gibt.

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2 Kommentare zu „Sommerliebe“

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